Am Abend des 9.März stürmte ein bewaffneter Mann in Hamburg
ein Haus, in dem die Zeugen Jehovas sich versammelt hatten, und erschoss mehrere Menschen und abschließend sich selbst. Nach den vielen Messerattacken in Deutschland nun also ein Amoklauf mit mehreren Opfern.
Danach folgte ein Amoklauf der Massenmedien, die rund um die Uhr die Tat aus allen möglichen Blickwinkeln zeigten oder beschreiben mussten, gefolgt von Kommentaren von irgendwelchen Experten für Irgendwas. Es wurde versucht, bis ins kleinste Detail den Tathergang öffentlich darzustellen, wer wann was gemacht hat, wieviel Schüsse abgegeben wurden, wie viele Tote welcher Herkunft usw. (eine Empfehlung für den zukünftigen Corona Untersuchungsausschuss). Weniger wäre hier eindeutig mehr gewesen.
Begleitet wurde das Ganze von einem Amoklauf politischer Heuchelei. Politiker, die keine Probleme haben, Waffen in Kriegsgebiete zu liefern, forderten eine Verschärfung des Waffengesetzes in Deutschland. Dass man damit die vielen Messerangriffe, die es mittlerweile in Deutschland gibt, und über die man öffentlich schweigt, nicht hätte verhindern können, das bemerkt auch keiner. Ganz vorn bei der Parade der unwichtigen Wichtigen war wieder einmal der Hamburger Innensenator, der schon beim G20 Gipfel unangenehm aufgefallen war, um es mal harmlos auszudrücken. Wieder genoss er die 5 Minuten Weltruhm, die Hamburg und ihn in die Schlagzeilen brachten.
Wer es schaffte, sich von dieser 24/7 Medienfolter etwas abzusetzen, der konnte einige Seltsamkeiten beobachten. Zum einen gab es einen einstudiert wirkenden Ablauf der Berichterstattung und der Reden der Politiker, und als ob es einen Plan dafür gegeben hätte, folgte alles einem strikten Ablauf: „Nur keine Fehler machen!“, war die Devise. Eine KI hätte das nicht schlechter machen können. Die üblichen Stichworte lauteten unter anderem: Psychisch labil, verwirrt, krude, Waffen, der Behörde bekannt(!) und natürlich „Einzeltäter“. Wie bei jeder dieser Taten. Damit wird dann meistens das Thema komplett abgedeckt, und nach ein paar Wochen ist alles wieder wie vorher, der Mensch ist halt ein Gewohnheitstier. Dabei fiel die wichtigste Frage, die man zur Aufarbeitung stellen müsste, komplett unter den Tisch, die Frage nach dem „Warum?“
Es machten sich nur Wenige die Mühe, weiterführende Gedanken über den Täter und die Hintergründe zu entwickeln, und noch weniger Menschen machen sich darüber Gedanken, was für eine Gesellschaft es sein muss, die solche Täter hervorbringt. Eine wohltuende Ausnahme ist der ehemalige Gefängnispsychologe Götz Eisenberg, unten verlinkt ist auch sein 2022 geschriebener, sehr lesenswerter Text zur 20-jährigen Wiederkehr des Amoklaufs 2002 in Erfurt am Gutenberg-Gymnasium.
Dieser Text beginnt mit der zwingenden Frage, die nach solchen Taten nie gestellt wird:
„Inwieweit können oder müssen wir uns in der Tat wiederfinden?“
In seinem Text beschreibt er sehr gut den Zustand unserer Gesellschaft, und erklärt die Zusammenhänge. Götz Eisenberg kommt zu dem Schluss:
„Die wirksamste Form der Prävention gegen eskalierende Gewalt ist und bleibt eine soziale: ein von Empathie und Vertrauen getragenes Klima der Aufmerksamkeit und wechselseitigen Sorge.“
Eine weitere Tat bei der man sich diese Fragen dringend stellen muss ereignete sich im Kreis Freudenberg in NRW am letzten Wochenende. Dort wurde ein zwölfjähriges Mädchen von zwei gleichaltrigen Mädchen erstochen. Wie kann es sein das sich mittlerweile Kinder in Deutschland gegenseitig umbringen ? Ein von Empathie und Vertrauen getragenes Klima der Aufmerksamkeit und Sorge gab es hier wohl auch kaum.
Beim Flüchtlings- und Asylthema sieht es ähnlich aus. Ich erinnere nur an die ukrainischen Edelflüchtlinge, die bevorzugt vor Flüchtlingen aus der arabischen Welt behandelt werden. Oder dass teilweise sogar deutsche Heimbewohner hinausgeworfen wurden, um Platz für ukrainischen Flüchtlinge zu machen. Über die Eingliederung dieser Flüchtlinge macht sich dann allerdings kaum jemand mehr Gedanken. Der gesellschaftliche Sprengstoff, der dahinter steckt, wenn Flüchtlinge bevorzugt vor Einheimischen behandelt werden, weil es politisch gerade so gut passt, darüber denkt keiner nach. Da freuen sich dann die bösen Rechtsextremen und greifen das Thema gerne zum Schaden der Gesellschaft auf.
Warum wir so viele Asylsuchende und Flüchtlinge haben, scheint auch niemanden so recht zu interessieren, obwohl die Antwort naheliegend ist: Wir führen zusammen mit unseren amerikanischen Freunden, unseren „guten“ Freunden, Krieg gegen die Heimatländer der Flüchtlinge, und sorgen damit für einen nie abreißenden Flüchtlingsstrom … in Europa, die Amerikaner sind ja durch Ozeane geschützt.
Nur sind die Flüchtlinge die dann kommen, nicht die Fachkräfte die wir eigentlich suchen, die gehen lieber in andere Länder, wo man um sie wirbt und ihnen die soziale Eingliederung erleichtert. Bei uns arbeiten stattdessen die Fleischzerlegfachkräfte im Kühlhaus in einem ewigen Winter, oder die Spargelstechfachkräfte, und werden dann noch in Unterkünften „gehalten“ wie in der Landwirtschaft sonst nur die Hühner, immerhin freilaufend. Aber die Chinesen mit ihren Menschenrechtsverletzungen sind doch viel schlimmer, werden jetzt einige woke Zeitgenossen ablenkend entgegnen. Echt jetzt?
Ist das die Gesellschaft in der wir gut und gerne leben wollen?
Zitat der Woche
„Es ist eben nicht so, als ob man Roboter nur in den Fabriken fände; und es braucht nur ein wenig Nachdenken über den Rahmen, in welchem sich das Leben des modernen Städters abspielt, um zu der Schlussfolgerung zu gelangen, daß wir alle in irgendeiner Hinsicht Roboter sind.“
Hendrik de Man – belgischer Theoretiker des Sozialismus und Politiker 1885 – 1953
Telepolis : Racheakt oder Amok? – Götz Eisenberg 10.März 2023
Die Bluttat von Hamburg hatte offenbar eine Vorgeschichte. Über die psychische Verfasstheit von Massenmördern. Und was die Morde mit dem Suizid des Täters zu tun haben könnten.
Telepolis : Ja dann ist Schluss – Götz Eisenberg 24. April 2022
Massaker an Schule in Erfurt 2002: “Ja, dann ist Schluss!”
Vor zwanzig Jahren erschoss ein 19-Jähriger am Erfurter Gutenberg-Gymnasium 16 Menschen. Inwieweit können oder müssen wir uns in der Tat wiederfinden?
Ergänzt am 19.3.2023 – Getötetes Mädchen in Freudenberg: Gewalt, die aus der Kälte kommt
17. März 2023 Götz Eisenberg
Statt über die Ursachen kindlicher Gewalt zu sprechen, wird lautstark eine Absenkung des Strafmündigkeitsalters gefordert. Kommentar.
Zwei 12 beziehungsweise 13 Jahre alte Mädchen aus dem nordrhein-westfälischen Freudenberg haben gestanden, am 11. März ihre 12-jährige Freundin Luise mit zahlreichen Messerstichen getötet zu haben. Es soll sich um einen Racheakt für irgendwelche vom späteren Opfer ausgesprochenen Beleidigungen gehandelt haben.
Bei dieser “Begründung” kann es sich aber auch um einen nachträglich formulierten Text handeln, der einen Akt nackter und sinnloser Gewalt in irgendeine Logik einbetten soll. Oft sind Rechtsanwälte und Erwachsene an diesem Akt der Nachproduktion von Motiven beteiligt. Die jungen Täterinnen oder Täter sagen einen Text auf, den man mit ihnen einstudiert hat.
Laut den Ermittlern haben zwei strafunmündige Mädchen im Altern von 12 und 13 Jahren eine Zwölfjährige aus Freudenberg (NRW) getötet.
Renter, die ein Leben lang für unsere Gesellschaft gearbeitet und in die Sozialkassen eingezahlt haben, müssen immer öfter aus Deutschland in andere EU-Länder auswandern, weil sie sich das Leben hier nicht mehr leisten können. Ersetzt werden sie durch Immigranten, die nach Deutschland kommen, um hier ein besseres Leben führen zu können.
In Berlin ist 110 Bewohnern eines Altenpflegeheims überraschend gekündigt worden. Betreiber und Vermieter gehören als kirchliche Einrichtungen zur Berliner Diakonie. Pikant: In dem Gebäude werden nun Flüchtlinge untergebracht, was wegen öffentlicher Zuschüsse viel lukrativer als Altenpflege ist.
Die Flüchtlingsdebatte muss auch wehtun – Diana Dittmer 14.01.2016
Die Flüchtlinge, die nach Deutschland kommen, sind nicht die Einwanderer, die sich namhafte Ökonomen für Deutschland gewünscht hatten. Die Wissenschaftler diskutieren die Probleme ohne Tabus. Vizekanzler Gabriel weicht aus.
Vizekanzler Sigmar Gabriel steigert den Unterhaltungswert einer Diskussion gerne durch lockere Antworten. Bei der Flüchtlingsdebatte kommt es jedoch etwas zu flapsig rüber, wenn er den Leitern der wichtigsten Wirtschaftsinstitute Deutschlands sagt, sie würden doch immer schreiben, dass Deutschland wegen des demographischen Wandels mehr Migranten brauche. Jetzt seien sie da. Irgendwie redet der Wirtschaftsminister an den Ökonomen der Diskussionsrunde in der Leibniz-Gemeinschaft zum Thema “Zukunft – nur mit Zuwanderung?” vorbei. Unter anderem soll es dabei um die Frage gehen, ob die Flüchtlinge von heute die Arbeitskräfte von morgen sind.
Für die Inhalte von Webseiten, auf die wir verlinken, wird keine Gewähr übernommen. Bei Bekanntwerden von Rechtsverletzungen werden wir die entsprechenden Links entfernen.