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Einfach weiterimpfen – Gefangen im gescheiterten Lösungsansatz
Ein Gastbeitrag von Frieder Bär
Frieder Bär (Name geändert, der richtige Name ist der Redaktion bekannt) ist Facharzt an einem deutschen Klinikum. Zunächst optimistisch gegenüber der Corona-Impfung eingestellt, konnte er nicht umhin, seine Meinung im Laufe der vergangenen Monate grundlegend zu ändern. In einem Erfahrungsbericht schildert er die Gründe für sein Umdenken und versucht eine Erklärung für das Verhalten eines Großteils seiner Ärztekollegen, die trotz ernstzunehmender Gegenargumente nahezu militant eine Impfpflicht befürworten und obendrein Impfverweigerer als gewissenlose Gefährder an den Pranger stellen.
Einfach weiterimpfen
Nach einer im März 2020 durchlaufenen Coronavirusinfektion, die nicht spurlos an mir vorbeiging, war ich als Krankenhausmitarbeiter hochmotiviert, der unseligen Pandemie mit der Impfung ein Ende zu setzen. Ich hatte mich bei der Behandlung eines Patienten angesteckt und wollte dieses Schicksal gerne möglichst vielen anderen Menschen ersparen. Als der Aufruf kam, man könne sich als Impfarzt registrieren, war ich mit einer Mischung aus Pragmatismus und Optimismus unter den Freiwilligen, ich war willens, verfügbare Zeit außerhalb meiner Arbeit ehrenamtlich im Impfzentrum abzuleisten, nicht wissend, wie finanziell attraktiv diese Tätigkeit angesetzt war. Nicht gerechnet hatte ich daher damit, dass eine ganze Flut von Kollegen die Ersten am Büffet sein wollten, teilweise ihre Praxen schlossen, um – wie ich erfahren musste – ein Vielfaches ihres üblichen Gehaltes durch Fließbandpieksen zu verdienen. Zufrieden, dass meine Freizeit nicht gefragt war, entblößte ich also zwecks eigener Impfung im Januar 2021 gutgläubig meinen rechten Oberarm und unterschrieb das Formular, in dem Langzeitschäden ausgeschlossen wurden, in dem Glauben, dass selbst, wenn es doch unerforschte Wirkungen der Impfung gäbe, ich diese schon überstehen würde, gesund wie ich war. Im schlimmsten Falle wirkte die Impfung eben nicht. Die Möglichkeit aber, dass die Impfung nicht nur nicht wirksam wäre da, wo sie es soll, sondern sogar schlecht wirken könnte da, wo sie es nicht soll, kam in meiner beschränkten Vorstellungskraft nicht vor. Nach ein paar Stunden löste sich mein Optimismus in meinen Gelenkschmerzen auf, meine Argumentation fing an zu stolpern wie mein unrhythmisch schlagendes Herz, meine Leistungsfähigkeit halbierte sich über den Zeitraum von Monaten. Es hätte so schön sein können. Verschiedene Fachärzte wiegten mit den Köpfen, starrten in ihre Computer, die Meldung ans Paul-Ehrlich-Institut, die ich im Februar 2021 absandte, verhallte still und ohne Echo. Selbst ohne diese unliebsame Erfahrung wäre mir der Druck auf Impfunwillige fremd gewesen, da es meine tiefe Überzeugung ist, dass es der freiwilligen Zustimmung eines informierten und autonomen Patienten bedarf, bevor man Substanzen in ihn injiziert. Mit meiner gemachten Erfahrung jedoch avancierte dies zum absurden Theater. Im Privaten lauschte ich feurigen Reden, als Impfmotiv stand stets an erster Stelle das Gemeinwohl. Der Frage, wie genau das Gemeinwohl davon profitierte, dass eine Ansteckung anderer durch Geimpfte nicht verhindert werden kann, wurde ausgewichen, in dem man zusätzlich testete. Was wiederum die Frage unbeantwortet ließ, warum man ungeimpfte Getestete innerhalb der Familien nicht mehr besuchen wolle. Die Ablehnung gegen den ungeimpften Anteil der Gesellschaft gipfelte in einer Kundgebung für die Coronamaßnahmen durch die “Weißkittel”, wie sich meine Kollegen nannten. In einer E-Mail an die Kollegen wurden Vorschläge gemacht, was man für die Kundgebung auf die Banner schreiben solle, z.B. “Ihr Intensivbett wird noch von einem Ungeimpften belegt” oder “Ihre Pflegekraft kommt gleich, sie versorgt noch einen Ungeimpften”. Statt Kritik an Personalabbau und schlechten Arbeitsbedingungen von Pflegekräften eine Anbiederung bei der Gesundheitspolitik und eine Hetzjagd auf Ungeimpfte. Das leibhaftige Stockholmsyndrom. Und wieso scheute man sich als Ärzteschaft beim Thema der Coronapandemie nicht, ein bestimmtes Verhalten (nämlich das Ungeimpftsein) als gesundheitsschädigend zu verurteilen und öffentlich abzustrafen? Wo läge da der Unterschied dazu, zum Beispiel Betroffene von Übergewicht durch übermäßige Nahrungsaufnahme an den Pranger zu stellen, da dieses vermeidbare Verhalten ebenso weitreichende Kapazitäten des Gesundheitssystems bindet? In meinen Augen eine Verfehlung des ärztlichen Selbstverständnis. Bis heute rätsele ich, welche die Beweggründe meiner Kollegen sind.
Die Gründe müssen in dem Bestreben liegen, die Pandemie irgendwie simplifizieren zu wollen, in den finanziellen Fehlanreizen und gleichzeitig in einer berufsinternen Erklärungsstruktur, die sich sonst legitimer und ethischer Prinzipien des Arztseins bedient und unter den Pandemiebedingungen argumentativ für das Handeln rechtfertigend eingesetzt werden.
Die dabei geltenden Prinzipien sind vielfältig, verschiedene Aspekte beeinflussen das ärztliche Handeln in der Pandemie.
Der Präventionsaspekt: Wir wollen möglichst Ansteckungen verhindern, was bei vielen anderen Impfungen gelingt.
Der Katastrophenmedizinische Aspekt und die Triage: Wenn man schon nicht alle retten kann, dann die, die eine Chance haben. Die Impfung erhöht aus Sicht der Ärzte die Chancen für alle. Nebenwirkungen sind in Kauf zu nehmen.
Das Prinzip des Nichtschadens: Schwere Impfnebenwirkungen gab es kaum laut Herstellerangaben, so auch im Aufklärungsbogen, den man für die Impfung unterschrieb.
Die Studienlage, Leitlinien und Verordnungen: Zusammenhänge mit Erkrankungen oder Todesfällen zur Impfung werden oft nicht hergestellt. Meldungen ans Paul-Ehrlich-Institut kosten den Arzt Zeit, werden nicht oder zu langsam ausgewertet, somit sind wenig Daten zu Impfkomplikationen verfügbar.
Die Verfügbarkeit präventiver Maßnahmen: Die Verfügbarkeit der Impfung ist groß, es gibt kaum alternative präventionsmedizinische Ansätze abgesehen von Kontaktbeschränkungen.
Die Ökonomie: Die zeitlichen Ressourcen der Ärzte sind zu ökonomisieren. Eine Impfung ist schnell gesetzt. Fragen zur Impfung zu beantworten dagegen ist zeitintensiv. Zudem ist aus gesundheitsökonomischer Sicht die Impfung mehrerer Hundert Menschen billiger als die intensivmedizinische Behandlung eines einzelnen Covidpatienten.
Der finanzielle Aspekt: Der Stundenlohn der Tätigkeit als Impfarzt liegt um ein Vier-bis Fünffaches höher als der Stundenlohn des Ärztlichen Tarifvertrages für eine Tätigkeit, die auch unerfahrene Ärzte problemlos vollführen können, da sie wenig komplex ist.
All diese Aspekte verstärken sich gegenseitig und sorgen dafür, dass für viele die Impfung eine in vielerlei Hinsicht praktikable Lösung ist. Eine ansprechende Lösung im Sinne dessen, was man aus Erfahrung kennt. Eine massentaugliche Lösung im Sinne der zeitlichen Effizienz. Eine annehmbare Maßnahme angesichts der mangelnden Alternativen. Eine rentable Maßnahme für den Geldbeutel des Impfarztes. Und sie liefert den passenden Sündenbock in Gestalt des Impfverweigerers. Man sieht sich bestätigt, denn ein Impfgegner war auch vor der Pandemie ein im Sinne der Zahlen irrational Handelnder und auch Gefährder. Der Impfverweigerer kostet zeitliche und wirtschaftliche Ressourcen, er verweigert sich der Triage durch verkehrte Priorisierung, indem er sein eigenes Wohl über das große Gut der Rettung Vieler stellt. Diese in sich schlüssige Betrachtungsweise setzt voraus, dass man die Pandemie als die Katastrophe anerkennt, wie sie uns von den Medien präsentiert wird. Es setzt überdies voraus, dass Kollateralschäden der Pandemiebekämpfung systematisch ignoriert werden, was vom lästigen Abwägen entbindet. Nicht zuletzt setzt es voraus, dass man Impfnebenwirkungen, wenn man sie denn überhaupt ins Bewusstsein lässt, bagatellisiert und die eingeschränkte Wirkung der Impfung negiert. Wenn man allerdings diese drei Voraussetzungen erfüllt, hat man seinen Seelenfrieden und kann für sich kohärent ärztlich handeln. Die Absicht dahinter ist mit Sicherheit gut (ausgenommen davon wohl das prompte Anspringen auf die finanzielle Belohnung, aber welcher naive Idealist würde sich schon finden, so etwas abzulehnen).
Da ich mindestens zwei der drei Voraussetzungen sicher nicht erfüllte – angesichts des niemals enden wollenden Corona-Livetickers zu den Inzidenzzahlen fragte ich mich und mein Umfeld nach dem Liveticker für bankrotte Künstler und psychisch kranke Kinder – hatte ich keine Chance mehr, in den Genuss dieses Seelenfriedens zu kommen. Als medizinisches Personal wurde ich auf Grund der bereichsbezogenen Impfpflicht an das Gesundheitsamt gemeldet. Wie kann ich der Sache entgehen? Das Paul Ehrlich Institut antwortet zwar nicht auf Meldungen von Impfschäden, wenn man aber danach fragt, wie man in meiner Fallkonstellation den geboosterten Status erreicht, wird man sehr wohl persönlich beraten. Was wie Häme wirkt, ist ernstgemeinte Hilfe für einen ungeboosterten Mitarbeiter des Gesundheitswesens. Ich solle doch eine halbe Dosis desselben oder des im Wirkprinzip identischen Wirkstoffs der Konkurrenz injizieren. Und wenn nicht? So friste ich mein Dasein mit dem Schlechtesten aus zwei Welten, meinen Impfschäden und meiner unvollendeten “Boosterung”. Versehrt auf halber Strecke zwischen zwei scharf gezogenen Fronten.
Bewundert sei derjenige, der sich bei diesem stetigen druck von und auf allen ebenen noch entziehen kann!
oh, es gibt tatsächlich noch eretria und nord korea als komplett ungewachste länder? wie konnte das geschehen?
WHO presse konferenz vom 17.5.22 mit gebetsmühlenartigen wiederholungen
https://m.youtube.com/watch?v=EUsiexU5_Hk
Dass die Impfromantik (“alles impfäh und dann wird gut”) nicht mehr aufgeht, hat vielen ‘evidenzbasiert’ tickenden Bürgern eine Art Kurzschluss verursacht, den sie sich aber selbst nicht eingestehen wollen. Man hat den Eindruck, vielen ist nun jede, auch militärische, Eskalation recht, nur um nicht auf diesen Bankrott der Vernunft hinblicken zu müssen. Was natürlich ein überaus gefährlicher Zustand ist.